Was ist das? Die Band „Self-Immolation Music“ aus Leeds macht eine wild, ungestüme und spacige Version von Spacerock. Viel 70s, viel Space und dunkle Energie. Bisweilen können sie auch Pop. Jedenfalls hört sich das so an, als ob das live eine Offenbarung sein muss. So covern sie auch „Black Flag“s „nervous breakdown“. Irre! So richtig wollen sie dann aber doch in keine Schublade passen. Hört mal rein!
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Das Projekt „Digital Leather“ besteht eigentlich ausschließlich aus Shawn Foree – verstärkt durch wechselnde Mitmusiker*innen. Seit 2002 veröffentlicht und tourt Foree so vor sich hin. Dabei prägte er vor allem in der Frühzeit eine Art Synthpunk – schön hier nachzuhören. Im Laufe der Zeit gesellten sich etliche Einflüsse dazu. Nun ist gerade eine Live Aufnahme aus dem Dezember 2022 digital erschienen. Dazu steht der Satz: „“Digital Leather“’s last performance December 25, 2022“. Ob das hier dann das musikalische Vermächtnis einer Underground Legende ist, wird nicht klar. Jedenfalls sind die Aufnahmen sehr modern und mitreißend. Weniger punkig, dafür ausgefeilt. Gleichzeitig nicht weniger verrückt als früher. Spannend!
Traurig! Gerade ist diese schöne Zusammenstellung „think once more – a journey with…the mongolfier brothers“ der „Montgolfier Brothers“ erschienen, da stelle ich fest, dass der begnadete Songerschreiber der Band Roger Quigley bereits 2020 gestorben ist… So hat er diese schöne Hommage an das britische Duo leider nicht mehr erleben können. Die Band selber bestand von 1999 bis 2005 und hat drei Alben u.a. auf Alan McGees Poptones veröffentlicht. Unverständlicherweise gelang ihnen nie ein Durchbruch oder größere Aufmerksamkeit. Dabei sind die verträumten reduzierten Dreampopsongs – man kann es nicht anders sagen: Wunderschön! Überragend und zeitlos dazu. Das Liebhaber Label Needle Mythology, das sich auf die (Wieder-)Veröffentlichung von besonderen Indiepop Platten spezialisiert hat, setzt den beiden nun mit dieser Zusammenstellung ein Denkmal: „think once more – a journey with…the mongolfier brothers“ ist ein Querschnitt über alle drei Alben, wobei 9 der 14 Songs erstmals auf Vinyl erhätlich sind. Wirklich schöne Platte, die allein für den Übersong „even if my mind can’t tell you“ lohnt.
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Sehr spannend, was das Berliner Label The Outer Edge gerade veröffentlicht hat. Aber der Reihe nach: Im Februar veröffentlichten „Collage“ ebenda die EP „mit den puppen tanzen„. Ein Fest für alle Freund*innen von etwas krudem Underground NDW und späterer DAF – bloß mit Frauengesang. Entsprechend gesucht war die originale EP. Umso schöner, dass es sie nun wieder gibt. Das ist aber noch nicht alles: Markus Kammann von der Band hatte noch ein komplett unveröffentlichtes Album mit zehn Tracks. Das ist nun gerade unter dem Titel „motel d’amour“ erschienen und ein echter Glücksfall! Die Aufnahmen sind etwas jünger als die EP und stammen von 1985. Das hört man. Hier schieben sich Synthies und funky Riffs in den Vordergrund. Das funktioniert alles wunderbar. „Camilla Motor“ weitergedacht oder so. Tipp!
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„Abfall“ ist das Alter Ego des ungleich bekannteren Küsntlers Adam Usi. Das Seitenprojekt nutzt er, um klassischen Minimal zu machen. Natürlich kann auch er nicht aus seiner Haut und so gibt es auch bei „Abfall“ massig Synthieflächen und den dramatischen Gesang. Zumindest oft. Am stärksten werden die Tracks, wenn Usi genau darauf verzichtet und in eine Art Sprechgesang verfällt. Bitte mehr davon! Bisher nur digital hier erhältlich.
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Gerade hat das allseits bekannte Duo „Lebanon Hanover“ sein siebentes Album in die Welt gelassen – also digital. Physische Tonträger werden folgen. Ganze fünf Jahre haben die beiden sich für „asylum lullabies“ Zeit gelassen. So lange, wie für noch kein Alben zuvor. Die guten Nachrichten vorab: Nach über zehn Jahren Bandgeschichte bemühen sich „Lebanon Hanover“ noch immer, neue Wege zu gehen und gleichzeitig tappen sie nicht in die Falle, sich irgendwelchen Trends anzudienen. Aber das haben sie ja tatsächlich nie getan. Das muss man den beiden zugute halten. „asylum lullabies“ ist dabei noch ein wenig sperriger geraten als sein Vorgänger „sci-fy sky“. Es fällt auch auf, dass William Maybelline weniger gekünstelt bzw. anders singt, als man es von ihm kennt. In Tracks wie „my love“ glaubt man gar einen neuen Sänger zu hören. Das sind alles ohne Zweifel alles Pluspunkte. Jetzt kommt das Aber: Leider will keines der Stücke so recht hängen bleiben. Wer gar auf Hits wartet, wird hier enttäuscht. Das Album wabert seltsam düster und ziellos vor sich hin. Man könnte auch sagen: Uninspiriert. Man wartet auf den zündenden Moment. Leider vergebens.
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Wenn Bands Neofolk machen, bin ich ja erst einmal vorsichtig, was die politische Ausrichtung angeht. Bei dem Berliner Projekt „Corpse D’Alsace“ scheint das anders zu sein. Musikalisch spielt Jean Christophe Lon – die Person hinter dem Projekt – mit allerhand Klischees des Genres. Gleichzeitig gibt es tanzbare elektronische Elemente. Das Klischee bricht er dann mit „rosa armee fraktion“ und hymnen über queere Befreiung auf. Die Musik macht jedenfalls Spaß und gleichzeitig ist es sehr angenehm, dass „Corpse D’Alsace“ sich offenbar auch nicht allzu ernst nimmt.
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Eine weitere Zusammenstellung mit frühen Synth Obskuritäten? Das mag im ersten Moment gar nicht so reizvoll sein. In diesem Fall finden sich aber einige wirklich hörenswerte abseitige Bands auf der Compilation. Wenn Richard Bone und „Gerry & The Holograms“ die „big names“ sind, sagt das schon Einiges. Gleichzeitig ging es hier wohl darum, nicht ausschließlich die Unbekanntheit als Kriterium für die Auswahl anzuführen, sondern auch die musikalische Qualität. So sind die bisher hörbaren und mir bekannten Stücke ausnahmslos wirklich gut! Von punkig, über Minimal bis hin zu krudem Synthpop geht da ordentlich was. Starkes Ding!
Neues von dem Schweden Tobais Bernstrup, der uns nun schon seit mehreren Jahrzehnten mit seinem eingängig-schwelgerischen Synthpop verzaubert. Vier Jahre nach „petrichor“ schließt er mit „shadow dancer“ direkt daran an. Seine Mischung aus Italo, Vaporwave und Clubsounds hat er gerade in den letzten Jahren perfektioniert. So finden sich auf dem neuen Werk auch die schönen, schwelgerischen Melodien – verknüpft mit vielen Klangspielereien. Wenn er dann mal clubiger wird („under heavy strobe light“) oder beinahe postpunkig („piranesian dream“) wird es nicht langweilig. „shadow dancer“ macht seinem Namen alle Ehre und klingt wie eine Nachtfahrt durch eine distopische Großstadt. Lediglich auf die Remixe am Ende hätte ich auch verzichten können. Aber das ist ja – wie immer – Geschmackssache.
So richtig clever sind Name von Band und Album nicht gewählt. Googlet das mal! Letztes Jahr habe ich das Duo „Das Seminar“ entdeckt. Bandcamp oder sonstige Veröffentlichungen gab oder gibt es nicht. Es wurden regelmäßig Songs auf Youtube und Spotify hochgeladen. Das wars. Nun ist mit „erste lektion“ Album Nummer eins erschienen. Das könnt ihr euch komplett auf Spotify anhören und im bandeigenen Shop als limitierte LP zulegen. Letzteres empfehle ich. Denn wie der Song „computer“ – inzwischen regelmäßig bei unseren Damaged Goods Parties dabei – hat erahnen lassen, ist das Album ein Knaller. Spaßig, elektronisch, tanzbar, ein bisschen gaga. Hier geht alles ordentlich nach vorne. Ja, das wird live ein Abriss sein… Tipp!
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