Alien Bone – Alien Bone EP

Das hier ist etwas ganz besonderes! Die Ep ist die erste Veröffentlichung dieses US-amerikanischen Duos – und das beinahe 40 Jahren, nachdem die Stücke aufgenommen wurden! Hinter dem Namen „Alien Bone“ verbergen sich Richard Bone und The Alien Comic aka Tom Murrin. Bone dürfte dank seines Albums „brave tales“ einer der bekanntesten 80er-Minimal Künstler der USA sein. Zu etwa derselben Zeit, als er sein Kultalbum geschaffen hat, nahm er zusammen mit dem Komiker The Alien Comic einige Stücke auf. Die wurden aber nie veröffentlicht – bis jetzt.
Das schwedische DIY Label Orlandomaniac Music, das uns schon die wunderbare Richard Bone Zusammenstellung „brave sketches“ schenkte, hat nun drei der Stücke des Projektes auf einer auf 100 Stück limitierter 7″ veröffentlicht. Und was für Stücke! Allen Menschen, die 80er Minimal lieben, dürfte dabei das Herz aufgehen. Es trifft der für Bone typisch leicht schrullige Minimal Sound auf eine Art irren Sprechgesang. Diese Kombination ist im Fall von „living alone“ sogar ausgesprochen tanzbar. Bei der Auflage sollte man da wohl ganz schnell zuschlagen. Tipp!

P.S.: Einen Link mit Musik gibt es leider nicht, aber glaubt mir: Hier kann man nichts falsch machen!

(vk)

Rustin Man – Clockdust

Paul Webb aka Rustin Man kann auf eine bewegte musikalische Vergangenheit zurückblicken: So begann er als Bassist der inzwischen legendären „Talk Talk“, mit deren musikalische Entwicklung sich allein schon Bücher füllen lassen. Nach deren Auflösung wurde es etwas ruhig um Webb, nur um 2002 mit „Portishead“-Sängerin das allseits hochgelobte Album „out of season“ herauszubringen. Es dauerte ganze 17 Jahre, bis dann das Solodebüt „drift code“ erschien. Wieder überschlug sich die Presse voll des Lobes für dieses ruhige Kleinod an Musik. Überraschend auch Webbs Gesang, der tasächlich an den späten Bowie erinnert. Im März erscheint mit „clockdust“ Album Nummer zwei. Allerdings ist es nicht wirklich neu, da die Stücke den Sessions zu „drift code“ entstammen. Wenn „clockdust“ hält, was der vorab veröffentlichte Song „jackie’s room“ verspricht, scheint es sich aber weniger um Ausschuss zu handeln, sondern um ebenso hochwertige Musik wie das 2019er Werk.

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(vk)

Riki – Riki

Bereits im November wurde das Debüt Album der Gruppe „Riki“ aus LA angekündigt. Eigentlich von der Sängerin als Soloprojekt gegründet, ist „Riki“ inzwischen eine Band. Der Song „napoleon“ wusste – wie ich schon im November ankündigte – mit großer 80er Geste zu überzeugen. Entsprechend hoch waren die geschürten Erwartungen. Nicht zuletzt weil sich Matia Simovich von dem Projekt „Inhalt“ für Produktion und Sound verantwortlich zeichnet.
Ja, das Debüt Album ist ein gutes 80s Pop Album. Allerdings enttäuscht schon der Umfang: Nur 8 Songs umfasst „riki“. Von denen sind „napoleon“ und „böse lügen“ bereits veröffentlicht. Was sich bei „earth song“ abzeichnete, bestätigt sich leider: An das überragende „napoleon“ reicht leider keiner der anderen Songs auch nur annähernd heran. Die Melodien sind viel zu simpel. Schade. Vielleicht hätten sich „Riki“ etwas mehr Zeit mit dem Debüt lassen sollen, um sich noch weitere Highlights à la „napoleon“ zu konzentrieren. So bleibt das Album einfach ein gutes Pop Album. Immerhin.

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Else Nabu – Else Nabu

Else Nabu ist eine von diesen spannenden Frauen, die Anfang der 80er im Fahrwasser des NDW seltsam, schrille Alben veröffentlichten wie auch Jyl oder Anna Dobiey. Klar, irgendwo passt sie mit „jagdzeit“ und „angst“ schon in das gängige NDW Klischee. Anders andere Stücke: „adler & raketen“ lässt krautige Elemente einfließen oder „apokalypso„, das eine schräge Calypso Nummer geworden ist. Auf Albumlänge kann Elsa Nabu vielleicht etwas ansträngend sein, aber die einzelnen Stücke sind faszinierend. Und überhaupt: Ein Album, an dem George Kranz, Christian Kneisel und Jim Rakete mitgewirkt haben, kann so übel nicht sein…

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Marc Almond – Chaos And A Dancing Star

Marc Almond bedarf sicher keiner Vorstellung mehr. Kaum einer dürfte nicht zumindest ein Stück des britischen Künstlers kennen – und würde sich in jedem Fall damit sträflich limitieren. Vor beinahe drei Jahren überraschte Almond zu seinem 60. Geburtstag auf dem Album „shadows and reflections“ mit einem an Scott Walkers Teifgründigkeit und die 60er erinnernden Pathos. Kein Wunder, machte Almond ja nie einen Hehl aus seiner Bewunderung für Walker.
Anno 2020 sind die 60er wieder in den Hintergrund getreten und ästhetisch wie musikalisch die 80er in den Vordergrund gerückt. Auch enthält „chaos and a dancing star“ im Gegensatz zu seinem Vorgänger keine Cover-Songs. Pathos wird aber weiterhin groß geschrieben. Das Klavier ist zentraler Bestandteil beinahe aller Stücke. Das weitere Arrangement variiert dann vom 80er Popsong („black sunrise“) bis hin zum theatralisch anmutenden Stücken wie „when the stars are gone“. Das lässt einen dann schon bisweilen an Almonds Projekt „Marc And The Mambas“ denken.
„chaos and a dancing star“ ist ein Album, das für Vinyl konzipiert worden zu sein scheint: Die erste Seite umfasst die vielleicht schon etwas zu seichten Popsongs, die gar schlimme gnidelige Gitarrensoli enthalten. Das hätte wirklich nicht sein müssen. Die zweite Seite hingegen ist glamourös, Theater und wieder die große Geste, für die man Marc Almond so schätzt. Es sollte vielleicht noch erwähnt werden, dass Ian Anderson auf dieser Seite einige Stücke mit seiner von „Jethro Tull“ bekannten Querflöte begleitet.
In Summe kann „chaos and a dancing star“ nicht an seinen Vorgänger heranreichen, überzeugt aber zumindest auf Seite zwei durchweg.

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June – Silver Demon

Der Wahl-Berliner Tsampikos Fronas aka „June“ überzeugte zuletzt 2015 mit einem wunderbaren Instrumental-Album, das ziemlich genau wie die Musik des Meisters des zeitgenössischen Minimals „Martial Canterel“ klingt. Man höre sich nur den Titelsong „dominion“ an. Das ist aber wohl auch der Grund, wieso das Album eines verkanntesten Werke des Jahres gewesen sein dürfte.
Anfang Februar erscheint mit „silver demon“ Album Nummer drei. Bislang gibt es einen Song zu hören. Bei „first age“ ist das Verspielte einem düsteren, repetitiven Sound gewichen. Das erscheint zunächst ungewohnt, funktioniert dann aber überraschend gut. Da darf man auf das Album in Gänze gespannt sein.

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Pet Shop Boys – Hotspot

Die britischen Meister der Popmelodien sind zurück! Seit weit über 30 Jahren sind sie im Geschäft und liefern immer wieder überraschende Alben ab, die alle diese hymnischen Melodien eint. Obwohl die beiden Herren Tennant und Lowe schon so lange dabei sind, schaffen sie es doch immer, frisch zu klingen. Das ist auch 2020 immernoch so. Nun ziehen sogar autotune-artige Gesangseffekte und moderne Beats in das „Pet Shops Boys“ Universum ein – wie in „you are the one“. Trotzdem klingen die Harmonien nicht nach dem beliebigen Einerlei vieler aktueller Künstlerinnen und Künstler. Man könnte sie böse auch „konservativ“ nennen. Aber he, wenn man auf die 70 zugeht, darf auch mal etwas in der Musik nach früher klingen.
Tatsächlich passen einige Songs wie „i don’t wanna“ gerade deswegen besonders gut in eine Jetztzeit, in der Neon-80er in Serien und viele (Undergorund-)Musik einziehen. Mir persönlich gefallen die „Pet Shop Boys“ immer dann am besten, wenn sie ruhiger und melancholisch werden. Genau deswegen dürfte „hoping for a miracle“ der stärkste Song sein. Hier haben sich die beiden offenbar mit den Sounds und den Melodien die größte Mühe gegeben.
Denn leider muss auch festgehalten werden bei all dem Lob, dass „hotspot“ über weite Strecken doch ein wenig beliebig geraten ist. Aber vielleicht sind das einfach Luxus Probleme, weil es schon so viele großartige „Pet Shop Boys“-Songs gibt…

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Detox Twins – Dead Horse Ghost

„The Detox Twins“ ist ein Alias des schon länger aktiven britischen Minimal-Synth Poppers „Vorderhaus“ aka Mark Vorderhaus. Das Projekt ist etwas verrückter und tanzbarer als die Hauptband. Eine Gastsängerin sprichtsingt seltsame Schnipsel in die Musik. Schon 2014 erschien mit der Single „einhorn suicide“ ein veritabler Clubhit. Nach einigen weiteren Singles erschien im November das erste Album: „dead horse ghost“. Enttäuschend dabei, dass fast alle vorher bekannten Hits darauf enthalten sind. Andererseits: Hat man die Singles verpasst, hat man hier eine feine Zusammenstellung aller „Detox Twins“ Knaller. Bitte weiter machen!

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Pisse – LP

Die deutsche Band „Pisse“ konnte wegen ihres ebenso kompromisslosen wie politischen Schrammelpunks spätestens seit 2015 („scheiß ddr„) einige Erfolge feiern. Wo sich die „Goldenen Zitronen“ zunehmend selber musealisieren, sind politisch dringliche Bands gerade in der heutigen politischen Landschaft nötiger denn je. Nach einigen Eps in den letzten Jahren gibt es nun ein neues Album. Zwischen Punk und Orgel-Surf-60ties-Garage wird alles abgegrast. Hauptsache, es geht nach vorne. Schönes Ding! Bisher digital only, seit gestern auch als LP erhältlich.

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Pale Saints – Comforts Of Madness

Die britsche Band „Pale Saints“ war während des Wechsels von den 80ern in die 90er eine der Hoffnungen des Shoagaze Hypes jener Zeit, blieb im Gegensatz zu „Ride“ und „Slowdive“ aber immer in der zweiten Reihe. Vielleicht liegt das an den – trotz der sehr poppigen Melodien – teils spröden Arrangements. Live endeten Songs im Feedback-Gewitter. Die Trennung zwischen den Stücken war aufgehoben. Das war besonders, aber vielleicht schwierig für eine breite Masse.
Es mag auch an dem ersten Sänger der Band, Ian Masters, liegen, der in dem Ruf stand, ein sehr schwieriger Mensch zu sein.
In jedem Fall kann das Debüt „comforts of madness“ sicher als ein verkanntes Meisterwerk gesehen werden. Zum 30-jährigen Jubiläum des ersten Erscheinens wurde das Album remastered wiederveröffentlicht. Die CD Version enthät auch noch zusätzliche Demo Versionen und Peel Sessions. Auch wenn es fraglich ist, ob es dieses Reissue braucht, da die Platte immernoch günstig als Original erhältlich ist, darf das als willkommener Anlass gesehen werden, dieses Juwel mal wieder zu hören.

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(vk)