Box And The Twins – Zerfall

Inzwischen ist die Kölner Band „Box And The Twins“ auf ein Duo geschrumpft. Hört man das neue Album könnte man auch sagen: Auf die Essenz der Band geschrumpft. „zerfall“ ist ein großer Schritt nach vorne. Alle Tracks wirken reifer, ausgefeilter und vielseitiger als noch auf dem Debüt „everywhere i go is silence„.
Geblieben ist das Sphärische und Verträumte – wavig-shoegazige Gitarren und viel Hall. Dennoch erscheint der Gesang konkreter und nicht so sehr im Hintergrund. Die Single „the first dream“ deutet schon an, dass „zerfall“ bei aller Verträumtheit auch tanzbar ist. Das deutsche „dein herz schlägt noch“ könnte auch von „Lebanon Hanover“ stammen. Trotzdem geht der Ansatz hier weit über eine Kopie hinaus. „love song for a ghost“ gibt einem das Gefühl, dass man den Song schon lange kennt. Das liegt vielleicht an der Vielschichtigkeit, die eben auch viel Platz für Projektion zulässt. Dancefloor Highlight dürfte das düster, minimal arrangierte „ashes“ sein, das obendrein eine bestechende Gesangsmelodie hat. „frozen in time“ vermischt einen Flangerbass mit einer „Slowdive“-Leadgitarre und einmal Minimal-Pling-Pling-Keyboard – eine Mischung, die ausgesprochen gut funktioniert. Es geht weiter mit geschichtetem Gesang, einer Art Indie Pop Song in dreamy und dann der Titelsong: Düster, anklagend und kalt baut er sich langsam auf und scheint sich in kreisendem Gesang zu verlieren.
mit „zerfall“ haben uns „box and the twins“ einen wirklich hervorragenden Zweitling beschert, der sicher eines DER Alben des Jahres sein dürfte!

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(vk)

Kim Gordon – No Home Record

Über Kim Gordon, ihre frühere Band „Sonic Youth“ und deren Bedeutung für die Musik braucht man wohl nicht viele Worte zu verlieren. Schon ganze 8 Jahre ist die Band bereits getrennt. Wo die drei früheren Mitstreiter nur bei anderen trommeln (Steve Shelley), bedeutungslosen Bluesrock machen (Lee Ranaldo) oder sich im eigenen Epigonentum ergehen (Thurston Moore), fehlte der große Wurf der vier ehemaligen „Sonic Youth“-er. Kim Gordon selber tourte und schrieb Bücher. Das war ok, aber zumindest die Musik war doch eher experimentell und anstrengend.
Das gerade erschienene Album „no home record“ ist dieser große Wurf, auf den alle Fans der Band gewartet haben. Gordon ignoriert hier ganz bewusst Genre- und Generationgrenzen. „Sonic Youth“-Gitarren sind zwar zu hören, aber wesentlich ist hier anderer „Sound“. Moderne Beats, die teils sogar Cloud Rap entliehen sein könnten, nur um dann gekonnt durch den Reiswolf gedreht zu werden, gehören ebenso dazu, wie eine insgesamt zeitgenössische Produktion. Kein gefühlsduseliges Baden im melancholischen Früher. Es geht voran. Das Ergebnis ist überraschend poppig und ganz bestimmt: innovativ! Große Platte!

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(vk)

Memorias De Un Continente III

Das peruanische Label Infravox hat ja schon mit den ersten beiden Teilen der Sampler Reihe „memorias de un continente“ überzeugt und dürfte damit sicher nicht unwesentlich die Karrieren von Künstlerinnen und Künstlern wie „Stockhaussen“, „Neue Strassen“, „Balvanera“ und Werner Karloff vorangetrieben haben. Im Januar erscheint Teil drei der Reihe. Dabei sind wieder eine Menge (zumindest mir) unbekannte Acts aus ganz Südamerika. Dazu kommen bekanntere Acts wie „Stockhaussen“, „Werther Effekt“ und Kristal Ann.
Schöne Zusammenstellung, wenn man den bisher anhörbaren Schnipseln auf der Bandcamp Seite trauen kann.

https://infravoxrecords.bandcamp.com/album/va-memorias-de-un-continente-iii

(vk)

Ursula – Ursula

Zu dem noch recht jungen Projekt „Ursula“ aus Halle gibt es nicht viele Informationen. Das mag auch an dem etwas schwierig zu googelnden Namen liegen. Scheinbar ist das im Juni erschienene, selbstbetitelte Album die bislang einzige Veröffentlichung und ausschließlich digital erhältlich.
Die Musik ist eine angenehm zeitgenössische Version von Früh-80er-Gaga-Minimal. Als Eckpunkte ploppen da beim mir „Pisse“ (ohne Gitarren) und „Die Goldene Zitronen“ (weniger politisch) auf. Das macht viel Spaß, geht nach vorne und wird live sicher richtig super sein. Auf dem Dancefloor funktionieren „Ursula“ jedenfalls ausgesprochen gut. Vielleicht kommt ja doch noch ein physischer Tonträger?

https://ursula-ursula.bandcamp.com/track/der-f-hrer

(vk)

Glass Museum – Glass Museum

Das belgisch/schottisch/deutsche Trio „Glass Museum“ war 1982-1984 aktiv. Vermutlich hatten sie mit ihrer Musik bewusst versucht, erfolgreich zu sein. Zumindest lässt das die teilweise sehr gefällige Produktion vermuten. Das Ergebnis ist eine seltsame Mischung von 80er Chart Pop, Wave, Post Punk und Synth Pop. Völlig irre allein ihre Version des „Beatles“ Klassikers „day tripper„. So ungewöhnlich bis unbeholfen wie das Album erscheinen mag, hat es was Faszinierendes. Und da es meist auch noch günstig zu haben ist, kann man es sich auch einfach mal in den Schrank stellen.
Ach und der Hit „dumping cart motion“ soll ja auch nicht vergessen werden. Es gibt jedenfalls sehr viel teurere Platten, die weit schlechter sind.

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Kuruki

„Kuruki“ war eigentlich ein belgisches Fun-Soloprojekt, das ab und zu mit Musikerinnen und Musikern aufgefüllt wurde. Von 1981-1984 erschienen 5 Singles und ein Album. Musikalisch bewegt sich das Ganze in den Sphären, die man von belgischen Minimal-Bands jener Zeit erwarten würde. Nicht ohne Grund wird einem bei Discogs in dem Zusammenhang „Snowy Red“ vorgeschlagen. „Kuruki“ ist allerdings deutlich poppiger und eingängiger. Umso mehr verblüfft die Tatsache, dass nur eine Single und das Album wiederveröffentlicht wurden und eigentlich alle Releases noch problemlos erhältlich sind. Da sollten Freundinnen und Freunde von feinem 80er Minimal schnell zuschlagen!
Vor allem „crocodile tears“ und „just a cat“ sind echte Hits!

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The Warlord ‎– The Ultimate Warlord

Das Projekt „The Warlord“ brachte es Ende der 70er/Anfang der 80er nur auf ein paar Singles. Die Musik ist deutlich Disco-beeinflusst. Alles um diese Band herum erscheint skurril: Die eher mittel gute Single „alpha and omega“ wird bei Discogs ab 140 Euro angeboten, der wirklich gute und tanzbare Song „the ultimate warlord“ ist hingegen schon ab ein paar Euro zu haben. Dann die Band selber: Einer der beiden Herren, nämlich David Garrick, war zuvor Sänger bei der Rockband „Uriah Heep“!
Vielleicht finden sich ja noch ein paar unveröffentlichte Tapes von „The Warlord“, die dann zusammen mit den Singles als Album wiederveröffentlicht werden? Schön wärs!

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Gruff Rhys – Pang!

Gefühlt hat Gruff Rhys gerade eben noch das Album „babelsberg“ veröffentlicht. Das ist aber schon ein Jahr her. Wo es da noch opulent bis bombastisch zuging, wäre Gruff Rhys ja nicht er selbst, machte er da einfach weiter, wo er aufgehört hat.
Diesmal hat er sich das Album von Muzi produzieren lassen – einem süd­afrikanischer Elektro-Afro-Beat-Spezialist, wie der Musikexpress weiß. „pang!“ ist entsprechend sehr viel reduzierter geraten. Und fluffig vom Klangbild. Alles erscheint frisch. Marimbas, Mariachi Trompeten, überraschende Beats tragen da sicher ihren Anteil zu bei. Um das Ganze noch skurriler zu machen, hat Rhys das komplette Album auf Walisisch gesungen (wie schon auf seinem Solo Debüt „yr atal genhedlaeth“). Auch wenn man am Anfang irritiert sein mag, ist „pang!“ ein wirklich gutes Pop Album geworden, das sogar noch einen Tick besser als „babelsberg“ sein dürfte.

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Isan – Lamenting Machine

Das britische Duo „Isan“ macht Synthie Musik der etwas anderen Art. Seit über 20 Jahren veröffentlichen sie nun schon regelmäßig Platten, die aber eher bescheidene Beachtung finden. Sie basteln viele ihrer Instrumente selber und fabrizieren damit einen spacigen, 60er inspirierten und dabei überraschend poppigen, instrumentalen Sound. Stoisch haben sie den über die Zeit kaum verändert. Am Freitag erscheint mit „lamenting machine“ ihr neuntes Album. Es gibt bislang einen Song zu hören. Und auch hier scheinen sie ihre gewohnten Wege zu beschreiten.
Da aber von ihrer Musik eine unaufgeregte Faszination ausgeht, wünscht man sich, dass sie das auch ewig zu weiter machen…

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Nao Katafuchi – Stahlgrau

Nao Katafuchi ist in der „Szene“ mit seinem sehr eigenen, dunklen Minimal Wave der große Durchbruch bisher verwehrt geblieben. Bei seinem gerade erschienenen neuen, zweiten Album „stahlgrau“ könnte sich das (hoffentlich) ändern. Zwei bedeutende Labels des Genres, nämlich Kernkrach und Tonn Recordings, hat er bereits überzeugt: Sie haben das Album gemeinsam veröffentlicht.
Katafuchi vermengt hier seinen düsteren Entwurf von klassischem 80er Minimal und zeitgenössischer Elektronik. Unterstützung erhält er von interessanten Sängerinnen: Violet Candide („Mitra Mitra“) und Joanna („Selofan“). Songs wie „exotica“ sind dabei auf eine seltsam magische Art tanzbar. Alles wirkt entrückt, verloren und eben düster.
Schöne Platte, die defintiv Beachtung verdient hat!

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(vk)